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Die 62 Schautafeln der Ausstellung können unter folgendem link auf der homepage der Ökologiestation angesehen werden :
http://ökologiestation.info/ausstellungen-2021/#20212
Mit der Ausstellung zum Thema „Tierische Vielfalt im heimischen Garten“ wurde ein langjähriges Projekt realisiert.
Es macht uns mehr als traurig, dass die Vorgärten in Neubausiedlungen in einheitlichem Grau erscheinen. Man findet reihenweise nur noch gepflasterte Parkflächen oder Kieswüsten, wo sich kein Insekt einfindet, geschweige ein Vogel nach einem Wurm suchen kann. Gleichzeitig ist das Insektensterben und der Klimawandel in aller Munde. Inzwischen gibt es in der Landwirtschaft mit der Anlage von Blühstreifen sowie in Schulen, Kindergärten und Privatgärten mit dem Bau von Nisthilfen kleine Bemühungen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Ziel unseres Projekts ist aufzuzeigen, welch erfreuliche Insektenvielfalt sich in einem normalen Hausgarten tummelt, wenn man nur ein paar blühende Büsche oder Bäume pflanzt und darauf achtet, dass möglichst das ganze Jahr über durchgehend etwas blüht.
Es ist erstaunlich, wie viele Arten von Schmetterlingen, Libellen, Käfern, Heuschrecken, Blattwanzen, Spinnen, Bienen, Hummeln, Hornissen, Fliegen und anderen Hautflüglern sich bei entsprechendem Angebot auf unserer kleinen „Scholle“ einfinden.
Seit der Fotoausstellung „Naturfotografien – Fotografische Beobachtungen im Garten“ im Mai 2011 haben wir zahlreiche neue Fotos in unserem Garten aufgenommen und weitere Entdeckungen gemacht. Unser Augenmerk lag dabei besonders auf den Insekten. Natürlich wurde auch der Besuch von insgesamt 42 Vogelarten sowie Eichhörnchen, Igel, Fröschen, Molchen und Kröten festgehalten. Unsere Kamera liegt praktisch immer griffbereit.
Unser Anliegen mit der geplanten Fotoausstellung liegt darin, aufmerksam zu machen, dass die Chance, eine größere Artenvielfalt im eigenen Garten beobachten zu können und damit etwas für die Natur und für die eigene Freude an der Natur zu gewinnen, wenn man gezielt blütenreiche Stauden, Kräuter, Sträucher und Bäume pflanzt und über das Jahr hinweg etwas Blühendes anbietet. Wer seine Beete nicht sofort immer klinisch ausputzt, sondern auch mal Verblühtes stehen lässt, vielleicht zudem künstliche Nisthilfen anbietet, wird sich wundern, was mit der Zeit angelockt wird. Nach unserer Bestandsaufnahme ist mir klar, dass wir hier eine kleine Oase geschaffen haben, doch gerade solche Trittsteine sind in der heutigen Zeit der modernen, kargen Vorgärten mehr als von Nöten.
In milden Wintern haben wir selbst an Christrosen und Schneeglöckchen Bienen und Wespen beobachtet, ab Mitte Februar blühen dann hunderte von Krokussen mitten im Rasen, die sehr emsig von Bienen und insbesondere Hummeln besucht werden.
Schmetterlinge
Schmetterlinge erfreuen das Auge jeden Betrachters und erinnern an die Kindheit, in der man vermeintlich mehr von ihnen gesehen hat. Umso erstaunlicher finde ich es, dass wir in unserem kleinen Garten in Bönen immerhin den Besuch von 33 unterschiedlichen Schmetterlingsarten verbuchen können.
Die Saison der Schmetterlinge beginnt in unserem Garten meist mit dem Zitronenfalter, der schon sehr zeitig durch die Lüfte flattert und sich ab und zu auf frühen Zwiebelblumen (Krokussen und Hyazinthen) niedersetzt. Er überwintert bei uns als Falter und kann selbst Schnee und Frost bis zu -20 Grad trotzen, da ein selbstproduziertes Frostschutzmittel ihn vor der Kälte schützt. Aber auch der Große und Kleine Fuchs, der C-Falter und das Tagpfauenauge sind erstaunlich früh im Jahr zu beobachten, da auch sie als Falter den Winter bei uns überdauern, allerdings in einem einigermaßen frostsicheren Versteck. Anfang April taucht dann typischerweise der kleine Aurorafalter auf, der gezielt Kreuzblütler wie Wiesenschaumkraut und Mondblatt anfliegt. Er repräsentiert bereits eine neue Faltergeneration, da er als Puppe an seinem Raupenfutterplatz überwintert hat.
Und so geht es weiter mit einer ganzen Reihe schöner Falter, die ich im Folgenden alphabetisch aufgelistet habe. Auch unscheinbarere Nachtfalter sowie der unbeliebte Buchsbaumzünsler zählen dazu.
Seltener entdecke ich bei der Gartenarbeit auch mal Schmetterlingseier und Raupen, deren Bestimmung nicht immer ganz so leicht ist.
A propos Raupen, hier möchte ich gerne unsere Beobachtungen mitteilen, was die Versorgung von Jungvögeln angeht. Aufgrund des starken Rückgangs des natürlichen Nahrungsangebots für Vögel, halte ich es für richtig, auch den heimischen Vögeln über den Winter hinaus Futter bis Anfang Juli zur Verfügung zu stellen. Insbesondere während der ersten Brutzeit, wenn es Mitte Mai um die Eisheiligen herum häufig noch einmal einen Temperatureinbruch gibt, können die emsig suchenden Eltern jedes mühsam gefundene Räupchen bei ihren Jungen abliefern, ohne davon selbst welche verspeisen zu müssen. Wir haben beobachtet, dass die Eltern die Jungen anfangs ausschließlich mit Insekten (wichtigem Protein) füttern, aber zwischendrin schnell immer mal kurz zur Futterstelle fliegen, um selbst Energie aufzutanken.
Dokumentierte Schmetterlingsarten in unserem Garten (alphabetisch):
- Abendpfauenauge (nur Raupe)
- Admiral
- Ahorn-Rindeneule (nur Raupe)
- Aurorafalter (mit Raupe)
- Buchbaumzünsler (mit Raupe und Puppe)
- Brauner Waldvogel
- C-Falter
- Distelfalter
- Eisenhut-Goldeule (Puppe im Kokon)
- Faulbaumbläuling
- Federgeistchen
- Gammaeule (mit Puppe)
- Gelbspanner
- Gelbwürfeliger Dickkopffalter
- Großer Fuchs
- Großer Kohlweißling (mit Raupe)
- Großes Ochsenauge
- Grünader-Weißling
- Hauhechelbläuling
- Hausmutter (mit Raupe)
- Hellgebänderter Steinspanner
- Kaisermantel
- Kleiner Fuchs
- Landkärtchen
- Langhornmotte
- Ockerfarbener Blattspanner
- Pyramideneule (mit Raupe)
- Rotes Ordensband
- Silberblatt
- Tagpfauenauge
- Waldbrettspiel
- Zimtbär
- Zitronenfalter
- Zwetschgen-Gespinstmotte (nur Raupen)
Bei den Insektenfotos gibt es im Vergleich zu unseren übrigen Garten- und Pflanzenfotos natürlicherweise Qualitätsunterschiede. Während bei der allgemeinen Gartenfotografie oder bei speziellen Pflanzenporträts Möglichkeiten der optimalen Aufnahme unter Zuhilfenahme beispielsweise von Stativ, Makroobjektiv, Reflektoren oder Zusatzbeleuchtung bestehen, bleibt es bei der Insektenfotografie teilweise bei den sog. „Belegfotos“. Insbesondere bei Aufnahmen von Fluginsekten, fehlt leider häufig schlichtweg die Zeit und Muße für den optimalen, ästhetischen Bildaufbau.
Wenn man einen Schmetterling erblickt, hofft man zunächst inständig, dass er sich innerhalb des eigenen Gartens überhaupt niederlässt. Dann muss man ihn im Auge behalten und gleichzeitig die Kamera holen, wenn diese nicht griffbereit neben einem liegt. Und nun gilt es erst einmal nur draufzuhalten, in der Hoffnung, dass man beim letzten Foto keine besonderen Einstellungen an der Kamera vorgenommen und nicht wieder zurückgestellt hatte. In den meisten Fällen hat man nur einen kurzen Moment des Verweilens zur Verfügung, den es zu nutzen gilt, bis der Schmetterling, die Libelle o.a. wieder davonflattert. Bleibt das Insekt jedoch wider Erwarten länger sitzen, beginnt sofort das Optimieren des Bildaufbaus und der Beleuchtung sowie das Suchen nach interessanteren Einstellungen.
Wenn ich jetzt einen gewagten Vergleich zur Wildlife-Tierfotografie ziehe, werden manche von Ihnen kopfschüttelnd schmunzeln. Tierfotografen wissen, warum diese Sparte als höchste Kategorie angesehen wird. Nun mögen viele meinen, nein Wildlife-Fotografie passiert doch nun wirklich nicht im eigenen Garten! Das ist doch eher ein Privatzoo oder ist zumindest ähnlich der „Luderfotografie“, wobei man Tiere durch Anfütterung in die Nähe von Fotoansitzen lockt (besonders beliebt bei Fischadlern oder Bären). Nun ja, echte Strapazen müssen wir natürlich nicht auf uns nehmen, können wir unseren Garten doch stetig und bequem im Blick behalten.
Aber unsere Erfahrung zeigt, dass es durchaus eine Herausforderung darstellt, gute Fotos von Insekten zu machen. Sie befinden sich ständig in Bewegung und kommen und gehen; sind somit auch ganz schnell wieder über die Hecke verschwunden.
Libellen
Überwiegend an unserem kleinen Teich (sitzend an Wasserpflanzen und Ufervegetation), aber auch vereinzelt an Büschen und in Bäumen im Garten, haben wir in den letzten Jahren 18 Libellenarten fotografisch dokumentiert. Da sich Männchen und Weibchen einer Art häufig deutlich voneinander unterscheiden, zogen wir zur Identifizierung mehrere Libellenführer zu Rate.
Manchmal lassen sich auch beide Geschlechter im „Tandem“ oder gar im „Paarungsrad“ gleichzeitig beobachten.
Manche der Kleinlibellen besuchen zur Eiablage die Wasserpflanzen als Tandem gemeinsam, was einem wahren Balanceakt gleichkommt. Besonders eindrucksvoll ist es, wenn an sonnigen Tagen zeitgleich viele aktive Paare ein synchrones Ballett vorführen.
Bei anderen Arten legen hingegen nur die Weibchen die Eier ab, entweder direkt an Wasserpflanzen, in die Ufervegetation oder gar während des Fluges durch kurzes Eintauchen des Hinterleibs ins Wasser. Männchen der Großlibellen patrouillieren gerne am Teichrand entlang unserer Hainbuchen-Hecke, erbeuten dabei kleinere Fluginsekten und attackieren auch Artgenossen.
Beim Säubern des Teiches sind wir gelegentlich auch auf die sich über 2-3 Jahre im Wasser entwickelnden Libellenlarven gestoßen, haben sie im Kescher oder in der Hand gehabt. Sehr spannend ist es immer wieder zu beobachten, wenn meist früh morgens frische Libellen schlüpfen. Oft allerdings finden wir nur noch die an den Pflanzenstängeln hängenden trockenen Exuvien (verlassene Larvenhüllen).
Im Anschluss findet sich eine Übersicht über alle in unserem Garten angetroffenen Libellenarten. Im Laufe der Zeit haben wir natürlich eine Vielzahl schöner Fotos z.T. mit interessanten Details machen können, die alle in der Ausstellung gezeigt werden.
Kleinlibellen:
- Hufeisen-Azurjungfer
- Frühe Adonislibelle
- Blaue Federlibelle
- Westliche Weidenjungfer
- Große Pechlibelle
- Kleine Pechlibelle
- Gebänderte Prachtlibelle
- Zwerglibelle
Großlibellen:
- Blaugrüne Mosaikjungfer
- Herbst-Mosaikjungfer
- Große Königslibelle
- Vierfleck
- Plattbauch
- Großer Blaupfeil
- Kleiner Blaupfeil
- Gemeine Heidelibelle
- Große Heidelibelle
- Feuerlibelle
Wanzen
Diese zu der Ordnung der Schnabelkerfe zählende Gruppe von Fluginsekten mit ihren interessant gemusterten, teils ledrigen Vorderflügeln begeistert mich durch ihre Unterschiedlichkeit und Farbigkeit.
Sie können zwar kräftig stinken (Warnsekret bei Gefahr), sind aber ansonsten friedlich. Mittels eines mehrteiligen Rüssels (Rostrum), der sowohl ein kombinierter Stech-/Saugapparat ist, saugen sie tierische oder pflanzliche Säfte. Da sie keine Beißwerkzeuge besitzen und nur Flüssignahrung aufnehmen können, injizieren sie erst eine Verdauungsflüssigkeit. Bei Nichtgebrauch wird der Rüssel unter den Körper geklappt. Wanzen sind überwiegend im Hoch- bis Spätsommer im Garten zu finden und suchen im Herbst auch schon einmal das warme Haus auf. In der Regel durchlaufen sie fünf Larvenstadien, deren Exemplare sich hinsichtlich Farbe und Zeichnung vom erwachsenen Tier oft stark unterscheiden, was deren Bestimmung erschwert. Es gibt ebenfalls Wanzen, die im Wasser leben wie z.B. Rückenschwimmer (Ruderwanze) und Wasserläufer. Wanzen sind erstaunlich gute Flieger.
Folgende Arten konnten wir in unserem Garten nachweisen.
- Graue Gartenwanze
- Grüne Stinkwanze
- Beerenwanze
- Lederwanze
- Braune Randwanze
- Hellbraune Glasflügelwanze
- Zimtwanze
- Feuerwanze (Vorliebe für Malven und Linden)
- Eichen-Schmuckwanze
- Gemeine Wiesenwanze
- Bunte Blattwanze
- Ruderwanze (Gemeiner Rückenschwimmer)
- Wasserläufer
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